Dorfkern und Atzelberg zur Jahreswende 2020/2021

Besseres Wohnen in Seckbach

Nach Berechnung der UN ist das Bauen, unser Wohnen und Arbeiten in Gebäuden für 38 % der klimaschädlichen Gase verantwortlich. Der CO2 – „Fußabdruck“ ist bei Gebäuden also wesentlich höher als beim Verkehr, der für ca. 24 % der Treibhausgase verantwortlich ist. Die Schaffung bzw. der Erhalt von bezahlbarem Wohnraum, eine Reduktion der CO2 – Emissionen und die Bekämpfung des Klimawandels können miteinander verbunden werden.

Bestand erhalten ist Klimaschutz

Der Wohnungsmarkt ist in vielen Städten so überhitzt wie das Stadtklima. Frankfurt verzeichnete 2019 eine Preissteigerung von 10 % für Neubau-Eigentum auf Hochpreisniveau und ist damit sehr attraktiv für Spekulation. Auch in Seckbach entstehen Eigentumswohnungen im Hochpreissegment, z.B. in der Melsunger Straße, in der Wilhelmshöher Str. (“Wilhelms Garden“) oder in der Zeuläckerstraße („Wilhelmshöfe“).
Vermutlich ist mit den Projekten die Erwartung hoher Rendite verbunden. Ein dauerhafter Leerstand oder zäh laufender Verkauf von überteuerten Objekten zeigt allerdings, dass man in Seckbach mit realistischen Mieten und Preisen besser fahren würde.
Die Preisspirale beginnt jedoch nicht erst beim Verkauf der fertigen Eigentumswohnungen, sondern schon bei der Boden- und Grundstückspolitik. 
Viele Grundstückpreise haben sich in Seckbach in den letzten 10 Jahren verdoppelt und machen es schwer, mit einem normalen Einkommen eine Immobilie zu erwerben. Auch die Mietpreise kennen nur eine Richtung: aufwärts.

Bau- und Baumsubstanz erhalten

Durch die hohen Grundstückspreise und die extrem enge Bebauung wird eine starke Versiegelung begünstigt. Stark reduzierte Grünflächen und das Fällen des alten Baumbestands senken die Wohn- und Lebensqualität in der Nachbarschaft.
Auch die letzten „Wildbrachen“ verschwinden – man gehe nur einmal den oberen Teil der Ellerstraße entlang, oder schaue in die „Wilhelmshöfe“. 

Entlang der Wilhelmshöher Straße werden zurzeit Wohnhäuser saniert und neu errichtet.
Entlang der Wilhelmshöher Straße werden zurzeit Wohnhäuser saniert und neu errichtet.
Dorfkern und Atzelberg zur Jahreswende 2020/2021
Dorfkern und Atzelberg zur Jahreswende 2020/21

Um die hohe Lebensqualität zu erhalten, die Seckbach bietet, fordern wir als Grüne:

  • Behutsamer planen, weniger abreißen und fällen! Bei Neubau muss geprüft werden, ob Bäume und bestehende Bausubstanz erhalten werden können. Ersatzpflanzungen reichen nicht aus!
  • Wir wollen existierende Freiflächen auch bei Nachverdichtung schonen. Wir fordern eine Freiflächengestaltungssatzung und die systematische Erfassung von Naturflächen. Neue Versiegelungen sind ortsnah auszugleichen.
  • Die Stellplatzsatzung ist so anzugleichen, dass für PKWs grundsätzlich keine Bäume mehr fallen dürfen.

Nachverdichtung mit grünem Daumen und in guter Nachbarschaft

Bündnis 90/DIE GRÜNEN in Seckbach sind nicht grundsätzlich gegen Nachverdichtung und die Bebauung von Brachflächen. Dabei muss die Natur und die Lebensqualität in der Nachbarschaft allerdings erhalten bleiben. Lokal angepasste, stark gedämmte Baukörper, der Erhalt bestehender Bäume und Grünflächen sind notwendig. Nachverdichtung kann nur mit der Nachbarschaft gelingen, diese muss von Beginn der Planung an beteiligt werden.

Wir wollen Leerstand systematisch erfassen und feststellen, aus welchen Gründen Wohnungen oder Grundstücke ungenutzt bleiben. Wir möchten den spekulativen Leerstand von Wohnungen und das Brachliegenlassen baureifer Grundstücke beenden. Land und Bund sind aufgefordert, den Kommunen klare Mittel hierfür an die Hand zu geben – bis zur Erzwingung als letztes Mittel.

„Aufgetürmte“ Luxuswohnungen in Seckbach werden nicht immer sofort vermietet oder verkauft.

Wir prüfen (nach dem Vorbild der Stadt Ulm) ein generelles Vorkaufsrecht der Stadt auf zum Verkauf stehende Grundstücke und die Einführung eines Freistellungszeugnisses. Wir setzen uns dafür ein, dieses Vorkaufsrecht zu einem Preis zu ermöglichen, der Spekulationsgewinne ausschließt. Wir prüfen, in welcher Weise Bauvoranfragen und Baugenehmigungen eingesetzt werden, um eine intensive Bebauung und künstliche Preissteigerungen zu erzielen und wie dem entgegengewirkt werden kann. Wo es sinnvoll ist, sollten leerstehende Büroflächen in Wohnungen umgewandelt werden.

Förderung fairer Preise in Seckbach

Durch den Baulandbeschluss für die Frankfurter Stadtentwicklung von 2020 soll die soziale Durchmischung von Wohngebieten gewährleistet werden. Wir wollen diesen Ansatz konsequent umsetzen und fortschreiben und streben an, bei öffentlichen und privaten Trägern die verbindlichen Quoten für sozialen Wohnungsbau auf 40 % zu erhöhen, damit mehr preiswerte Mietwohnungen und Eigentumswohnungen entstehen. Die Kirchen gehen hier – gerade im Seckbacher Ortskern – mit gutem Beispiel voran. Zudem soll der Baulandbeschluss auch für kleinere Vorhaben unter 30 Wohneinheiten gelten.

Bauen mit Augenmaß: Auf Gelände der Maria-Rosenkranz-Gemeinde entstehen 12 öffentlich geförderte und 26 freifinanzierte Mietwohnungen.

Für Gebiete ohne Bebauungsplan, wie z.B. innenliegende Baugebiete (z.B. die „Wilhelmshöfe“) gelten derzeit sehr wenige Regeln. Wir werden uns deshalb bei Land und Bund dafür einsetzen, dass ein Anteil an sozialem Wohnungsbau auch bei solchen Bauvorhaben eingefordert wird.
Wir setzen uns für eine Milieuschutzsatzung für den Atzelberg ein, um die mögliche Verdrängung von Mieterinnen und Mietern durch Luxussanierung zu verhindern. 
Die „Mietpreisbremse“ muss effektiver gestaltet werden (Streichung von Ausnahmen, Senkung möglicher Mietsteigerung bei Wiedervermietung etc.).

Wir Grüne setzen uns dafür ein, dass Wohnen in Seckbach weiterhin naturnah, zu fairen Preisen, unter Schonung von Bausubstanz und Klima und in guter Nachbarschaft möglich ist!

Veranstaltungshinweis: Wollen Sie mit uns zu Ihren und unseren Ideen für besseres Wohnen in Seckbach diskutieren? Dann kommen Sie zum Grünen Feierabend am 10.02.2021 (Online-Veranstaltung)!

(Verfasser*innen / Fotos: Angelika Groß, Beate Brink, Michael Groß)

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